Curcumin ist ein zentraler Inhaltsstoff der Kurkuma-Pflanze (Curcuma longa), die ursprünglich aus Südasien stammt und in der traditionellen Medizin sowie in zahlreichen Küchen rund um den Globus Verwendung findet [1]. In Ländern wie Indien und China wird Kurkuma seit Jahrhunderten nicht nur als Gewürz, sondern auch als Heilmittel in unterschiedlichen Systemen der Naturheilkunde eingesetzt. Grund dafür ist unter anderem das Curcumin, das in den letzten Jahrzehnten zu einem der meistuntersuchten sekundären Pflanzenstoffe avanciert ist. Heute wird Curcumin zunehmend isoliert und in Form von Nahrungsergänzungsmitteln angeboten, was die Frage aufwirft, welche wissenschaftlich belegten Wirkungen Curcumin tatsächlich besitzt und ob die Einnahme als Nahrungsergänzung sinnvoll sein kann.
Die Relevanz von Curcumin hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Immer mehr Menschen interessieren sich für vermeintlich natürliche Heilmittel, die das allgemeine Wohlbefinden steigern oder spezifische gesundheitliche Beschwerden lindern sollen. Curcumin gilt dabei als möglicher Entzündungshemmer, Antioxidans und als ein Stoff, dem potenziell viele weitere gesundheitsfördernde Eigenschaften zugeschrieben werden [2]. Dies hat dazu geführt, dass sich der Markt für Curcumin-Produkte stark erweitert hat: Kapseln, Pulver und sogar Curcumin-haltige Functional Foods sind mittlerweile in Drogerien, Reformhäusern und Online-Shops erhältlich.
Allerdings ist das Thema komplexer, als es auf den ersten Blick scheint. Nicht jede Studie bestätigt die Hoffnungen, die in Curcumin gesetzt werden, und die Bioverfügbarkeit des Stoffs ist eine große Hürde bei der Entwicklung wirksamer Präparate. Hinzu kommt, dass Curcumin nicht für jeden Menschen gleich gut verträglich ist und bei gewissen Vorerkrankungen sogar potenzielle Risiken bergen kann. Der nachfolgende Beitrag bietet deshalb unter anderem einen Überblick über die wissenschaftlichen Hintergründe, den aktuellen Forschungsstand sowie praktische Hinweise zur sicheren Anwendung.
Was ist Curcumin?
Botanische und chemische Grundlagen
Die Kurkuma-Pflanze (Curcuma longa) gehört zur Familie der Ingwergewächse (Zingiberaceae) und wird in tropischen und subtropischen Regionen angebaut. Hauptanbaugebiete sind Indien, China, Indonesien und andere Länder Südostasiens [1]. Verwendet wird in der Regel die Wurzel (Rhizom) der Pflanze, die im frischen Zustand eine intensive orange-gelbe Färbung aufweist. Diese Färbung verdankt Kurkuma in erster Linie dem Curcumin. Genau genommen handelt es sich bei „Curcumin“ um eine Gruppe von Curcuminoiden, zu denen insbesondere das Curcumin I(chemisch oft einfach „Curcumin“ genannt), Demethoxycurcumin und Bisdemethoxycurcumin zählen [3]. Zusammen machen sie je nach Qualität des Kurkuma-Pulvers zwischen 2 und 5 Prozent der Gesamtmasse aus, können jedoch in bestimmten Extrakten deutlich höher konzentriert vorliegen.
Chemisch gesehen sind Curcuminoide Polyphenole, also Verbindungen, die aus mehreren aromatischen Ringen mit Hydroxylgruppen bestehen. Dieser Aufbau ist für viele antioxidative Pflanzenstoffe typisch. Polyphenole neigen dazu, freie Radikale zu binden oder zu neutralisieren, was als potenziell zellschützender Effekt angesehen wird. Gleichzeitig können sie an verschiedenen Signalwegen im Körper ansetzen, sodass ihnen theoretisch eine Vielzahl gesundheitsbezogener Wirkungen zugeschrieben wird. Allerdings sind nicht alle dieser Wirkungen hinreichend in klinischen Studien überprüft. Auch die Variabilität in der Zusammensetzung der verwendeten Extrakte erschwert direkte Vergleiche zwischen Studienergebnissen.
Geschichtlicher Hintergrund
Die Verwendung von Kurkuma lässt sich historisch weit zurückverfolgen. In Indien wird Kurkuma, unter dem Namen Haldi, bereits seit über 4.000 Jahren als Gewürz, Färbemittel und traditionelles Heilmittel eingesetzt [4]. Die sogenannte Ayurveda-Medizin nutzt Kurkuma für eine Vielzahl von Anwendungen: von der Förderung der Verdauung bis hin zur Unterstützung des Immunsystems. Auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) hat Kurkuma seit Langem einen festen Platz. Dort soll es nach der Lehre der TCM den Qi-Fluss anregen und Feuchtigkeit aus dem Körper ausleiten.
In westlichen Ländern begann die wissenschaftliche Beschäftigung mit Curcumin erst im 20. Jahrhundert. Mit der Verfügbarkeit moderner Analysemethoden konnten Forscher die Curcuminoide isolieren und deren molekulare Strukturen entschlüsseln. Seither kamen zahlreiche Labor- und Tierversuche hinzu, in denen Curcumin auf verschiedene pharmakologische Eigenschaften untersucht wurde. Auch erste klinische Studien folgten, die allerdings häufig unter methodischen Limitierungen litten: geringe Probandenzahl, inkonstante Dosierungen und wenig standardisierte Extrakte. Trotz dieser Hürden haben einige Ergebnisse dazu geführt, dass Curcumin in den Fokus der Ernährungswissenschaften und Medizin gerückt ist.
Welche Wirkungen bringt Curcumin mit sich?
Wirkungsmechanismen und potenzielle gesundheitliche Vorteile
Curcumin wird oft ein breit gefächertes Wirkspektrum zugeschrieben. Ein Hauptaspekt betrifft die antioxidative Wirkung [5]. Freie Radikale, die im Körper als Nebenprodukt des Stoffwechsels oder aufgrund äußerer Einflüsse (z. B. UV-Strahlung, Umweltgifte, ungesunde Ernährung) entstehen, können Zellschäden hervorrufen, wenn das antioxidative Abwehrsystem überlastet ist. In vitro und in Tierversuchen konnte gezeigt werden, dass Curcumin freie Radikale abfangen und somit oxidative Schäden vermindern kann [3]. Allerdings ist die Relevanz dieser Beobachtungen für den Menschen nicht abschließend geklärt, da die Konzentrationen an Curcumin im Blut meist sehr gering sind.
Ein zweites oft angeführtes Wirkprinzip ist die entzündungshemmende Wirkung. Curcumin soll verschiedene entzündungsrelevante Signalwege – beispielsweise den NF-κB-Signalweg – modulieren [6]. NF-κB (Nuclear Factor ‚kappa-light-chain-enhancer‘ of activated B-cells) ist ein wichtiger Transkriptionsfaktor, der die Produktion proinflammatorischer Botenstoffe im Körper reguliert. Wird dieser Signalweg gehemmt, kann sich dies potenziell entzündungshemmend auswirken. Theoretisch könnte Curcumin daher für Personen mit chronischen Entzündungserkrankungen wie Arthritis oder entzündlichen Darmerkrankungen interessant sein. Dennoch sind hier die Ergebnisse aus klinischen Studien noch nicht eindeutig, sodass kein eindeutiges Fazit zur therapeutischen Wirksamkeit bei Menschen gezogen werden kann.
Darüber hinaus werden Curcumin antimikrobielle, antivirale und sogar antikarzinogene Eigenschaften nachgesagt. Diese Hypothesen basieren zum Teil auf Laborstudien, in denen Curcumin das Wachstum bestimmter Bakterien oder Krebszellen hemmte [7]. Zahlreiche in vitro und in vivo Studien an Zellkulturen und Tiermodellen weisen in eine Richtung, die einen möglichen Nutzen für die Krebstherapie oder Prävention suggeriert. Gleichwohl ist die Forschungslage beim Menschen teils kontrovers, was an den unterschiedlichen Dosierungen, Extraktqualitäten und Studiendesigns liegt.
Aktueller Stand der Forschung und offene Fragen
Während Curcumin in Reagenzgläsern und in einigen Tierstudien bemerkenswerte Effekte zeigt, sind die Ergebnisse in klinischen Studien oft heterogen [8]. Ein zentrales Problem ist die geringe Bioverfügbarkeit: Curcumin wird vom Darm schlecht aufgenommen und in der Leber schnell abgebaut. Dadurch kann es schwierig sein, die im Experiment beobachteten Konzentrationen auch beim Menschen zu erreichen. Um diese Hürde zu überwinden, entwickeln Hersteller spezielle Formulierungen wie liposomale oder mizellare Präparate, die Curcumin in Trägermoleküle „verpacken“ und dadurch den Abbau verzögern sollen. Dazu später mehr.
Trotz einiger vielversprechender Ansätze ist derzeit keine durchschlagende Evidenz vorhanden, dass Curcumin beispielsweise als alleiniges Mittel eine erhebliche klinische Besserung bei schweren Erkrankungen bringt. Auch wenn es mehrere Übersichtsarbeiten gibt, die eine leicht positive Wirkung bei entzündlichen Gelenkerkrankungen oder bei oxidativem Stress feststellen, bleiben viele Fragen offen: Etwa welche Dosierung für welche Indikation ideal wäre, über welchen Zeitraum eine Einnahme sinnvoll ist und welche Patientengruppen besonders von einer Supplementierung profitieren könnten [6][9]. Dementsprechend ist Curcumin nicht als Allheilmittel zu betrachten, sondern eher als potenzielle Ergänzung zu einer ärztlich begleiteten Therapie.
Ein weiterer, viel diskutierter Punkt betrifft die Qualität der Studien. Einige Untersuchungen waren klein angelegt, ohne Placebo-Kontrolle oder Doppelblind-Design. Darüber hinaus wurden häufig isolierte Curcumin-Präparate mit unterschiedlich hohen Curcuminoidanteilen untersucht, was einen direkten Vergleich erschwert. Hinzu kommt, dass viele Präparate im Handel keine einheitlichen Qualitätsstandards erfüllen. So kann es sein, dass ein Produkt deutlich weniger Curcumin enthält, als auf dem Etikett angegeben, oder dass Füllstoffe beigefügt sind, die eine mögliche Wechselwirkung mit Curcumin haben.
Sicherheit und Verträglichkeit
Nebenwirkungen und Risiken
Obwohl Curcumin als natürlicher Pflanzenstoff weithin als sicher gilt, gibt es einige Aspekte zu beachten. In höheren Dosierungen können Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Blähungen oder Durchfall auftreten [10]. Darüber hinaus zeigen einige Studien, dass Curcumin die Gallenproduktion steigern kann, was bei Personen mit Gallensteinen unter Umständen Beschwerden auslösen oder verstärken könnte. Diese potenziellen Nebenwirkungen sollten insbesondere Menschen berücksichtigen, die bereits einen empfindlichen Magen-Darm-Trakt haben oder zu Gallenproblemen neigen.
Eine weitere mögliche Nebenwirkung besteht darin, dass Curcumin bei hohen Dosen eine blutverdünnende Wirkung haben kann, da es möglicherweise in die Thrombozytenaggregation eingreift [11]. Das kann bei Personen, die bereits blutverdünnende Medikamente einnehmen, zu einem erhöhten Blutungsrisiko führen. Hier ist besondere Vorsicht geboten und eine ärztliche Rücksprache ratsam.
Curcumin kann zudem in Kombination mit anderen Medikamenten zu Wechselwirkungen führen, da es in bestimmte Leberenzyme (z. B. CYP450-System) eingreifen könnte. Dieses System ist für den Abbau zahlreicher Wirkstoffe im Körper verantwortlich. Theoretisch könnte Curcumin dadurch die Wirkspiegel anderer Substanzen erhöhen oder verringern. Ob diese theoretische Gefahr in der Praxis tatsächlich relevant ist, hängt von verschiedenen Faktoren wie Dosierung, Dauer der Einnahme und individueller Stoffwechselsituation ab. Dennoch ist es eine Überlegung, die insbesondere Menschen mit Polymedikation im Blick haben sollten.
Kontraindikationen
Eindeutige Kontraindikationen – also klare Ausschlusskriterien für eine Einnahme von Curcumin – lassen sich nur begrenzt definieren, da nicht alle Risikogruppen ausreichend untersucht sind. Allerdings gelten einige Warnhinweise als weitgehend akzeptiert [12]:
- Schwangerschaft und Stillzeit: Hier liegen keine ausreichenden Daten zur Sicherheit vor. Da Curcumin theoretisch Kontraktionen der Gebärmutter fördern könnte, wird häufig eine zurückhaltende Einnahme empfohlen.
- Gallensteine oder Gallenwegsprobleme: Curcumin kann den Gallenfluss anregen und dadurch unter Umständen Beschwerden verschlimmern oder einen Gallenstein in Bewegung setzen.
- Blutungsneigung: Personen mit bekannter Blutungsneigung oder solchen, die gerinnungshemmende Medikamente einnehmen, sollten Curcumin nur unter ärztlicher Kontrolle verwenden.
- Allergien: In seltenen Fällen können allergische Reaktionen auf Curcumin oder Begleitstoffe in den Präparaten auftreten.
Insbesondere Personen, die zu einer der oben genannten Gruppen gehören, sollten ihren Arzt konsultieren, bevor sie Curcumin als Nahrungsergänzungsmittel einnehmen. Gleiches gilt auch für Menschen, die schon eine medikamentöse Therapie gegen chronische Beschwerden erhalten. Auch wenn keine offizielle Stelle ein generelles Verbot ausspricht, sind die potenziellen Risiken für bestimmte Personen schlicht und ergreifend höher. Eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung ist hier unverzichtbar. Letztlich sollte jeder, der gesundheitliche Bedenken hat, vor einer regelmäßigen Curcumin-Einnahme Rücksprache mit einer medizinischen Fachkraft halten.
Curcumin als Nahrungsergänzungsmittel
Die Darreichungsformen
Der Markt für Curcumin-Produkte ist überaus vielfältig. Erhältlich sind Kapseln, Tabletten, Pulver, Flüssigextrakte und sogar kombinierte Formeln, bei denen Curcumin zusammen mit anderen Wirkstoffen angeboten wird. Klassischerweise enthalten diese Präparate standardisierte Extrakte, in denen der Anteil an Curcuminoiden genau angegeben ist – zum Beispiel „95 % Curcuminoide“. Diese Standardisierung kann helfen, eine gleichbleibende Qualität sicherzustellen.
Neben dem klassischen Pulver aus gemahlenem Kurkuma-Rhizom ist auch das reine Curcumin in konzentrierter Form zu finden. Letzteres ermöglicht in der Regel eine höhere Dosierung pro Kapsel. Darüber hinaus gibt es inzwischen Produkte, die Curcumin in einer liposomalen oder mizellaren Form präsentieren. Hierbei wird Curcumin in winzige Fettkügelchen (Liposomen) oder Mizellen eingebettet, um die Resorption im Darm zu verbessern. Ebenso findet sich häufig Piperin (ein Extrakt aus schwarzem Pfeffer) als Zusatz in Curcumin-Präparaten, da Piperin den Curcumin-Abbau in der Leber verlangsamen und so die Blutkonzentration erhöhen kann.
Die Auswahl an Produkten ist groß, sodass es für Verbraucher schwierig sein kann, ein qualitativ hochwertiges Präparat zu erkennen. Zugleich gibt es erhebliche Preisunterschiede, die nicht immer ein verlässlicher Indikator für Qualität sind. Seriöse Hersteller geben den Gehalt an Curcuminoiden klar an und verwenden idealerweise geprüfte Rohstoffe, die frei von Verunreinigungen und Schadstoffen sind.
Bioverfügbarkeit: Herausforderungen und Lösungsansätze
Eines der größten Hindernisse für die therapeutische Anwendung von Curcumin ist seine geringe Bioverfügbarkeit. Unter Bioverfügbarkeit versteht man den Anteil einer Substanz, der im Körper tatsächlich wirksam wird. Curcumin löst sich schlecht in Wasser und wird außerdem durch Enzyme im Darm und in der Leber rasch abgebaut. Dieser Umstand erklärt, weshalb Menschen selbst nach relativ hohen Dosen nur geringe Plasmaspiegel erreichen [2].
Um diese Herausforderung zu bewältigen, wird häufig Piperin zugesetzt, das in schwarzem Pfeffer vorkommt. Piperin hemmt bestimmte Leberenzyme und kann somit den Abbau von Curcumin verzögern [13]. Studien zufolge kann Piperin die Bioverfügbarkeit von Curcumin um ein Vielfaches steigern. Allerdings ist auch hier Vorsicht geboten, da Piperin nicht nur den Abbau von Curcumin, sondern potenziell auch von Medikamenten beeinträchtigen kann. Wer beispielsweise blutdrucksenkende oder gerinnungshemmende Mittel einnimmt, sollte daher ärztlichen Rat einholen, bevor er ein Curcumin-Präparat mit Piperin nutzt.
Weitere Lösungsansätze umfassen die Entwicklung von nanopartikulären Formulierungen (Nanocurcumin), liposomalen Systemen oder Phytosomen (Curcumin an Phospholipide gebunden). Diese Methoden zielen darauf ab, Curcumin wasserlöslicher zu machen oder es vor dem frühzeitigen metabolischen Abbau zu schützen. Verschiedene Studien deuten darauf hin, dass damit die Aufnahme im Körper signifikant verbessert werden kann [14]. Allerdings variiert die Qualität solcher Produkte am Markt, und nicht alle Versprechungen der Hersteller sind durch solide klinische Daten gedeckt.
Dosierung und Einnahmeempfehlungen
Die Dosierung von Curcumin variiert stark, je nachdem, ob es präventiv oder therapeutisch eingesetzt wird. Studien mit einer entzündungshemmenden Zielsetzung bewegen sich oft im Bereich von 200 mg bis 2.000 mg Curcumin täglich [6]. Teilweise wurden auch deutlich höhere Dosen untersucht, allerdings kam es dabei gelegentlich zu Magen-Darm-Beschwerden. Generelle offizielle Richtwerte existieren nicht, da Curcumin nicht als Arzneimittel, sondern als Nahrungsergänzungsmittel angeboten wird.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und andere Organisationen haben bislang keine strengen Höchstmengen für Curcumin in Form von Nahrungsergänzungsmitteln festgesetzt, wohl aber für die Anwendung als Lebensmittelfarbstoff (E 100). Hier liegt die erlaubte Tagesdosis (ADI-Wert) bei 3 mg Curcumin pro Kilogramm Körpergewicht [15]. Dieser Wert dient zwar als Orientierung, spiegelt jedoch nicht unbedingt die therapeutischen Einsatzbereiche wider. Dennoch kann er als Vorsichtsprinzip herangezogen werden, um übermäßige Dosierungen zu vermeiden.
Eine generelle Empfehlung lautet: Wer erstmals Curcumin einnimmt, sollte mit einer geringen Dosis beginnen und beobachten, wie der Körper reagiert. Das kann bei etwa 200–400 mg pro Tag liegen. Falls keine Unverträglichkeiten auftreten, kann man die Dosis schrittweise erhöhen. In jedem Fall ist es ratsam, Curcumin zu einer Mahlzeit einzunehmen, da das Fett in der Nahrung die Aufnahme fördern kann.
Empfehlungen und Tipps für Verbraucher
Sinnvolle Kombination mit anderen Nährstoffen bzw. Wirkstoffen
Viele Curcumin-Präparate enthalten bereits Piperin, um die Bioverfügbarkeit zu erhöhen. Doch auch die Einnahme von Curcumin mit einer fetthaltigen Mahlzeit kann hilfreich sein, da Curcumin lipophil ist. Darüber hinaus kann die Kombination mit anderen Antioxidantien wie Vitamin E oder Coenzym Q10 zumindest theoretisch sinnvolle Synergieeffekte haben, wenngleich die Datenlage hierzu begrenzt ist [16]. Wer auf kombinationsreiche Supplemente setzt, sollte jedoch darauf achten, dass die einzelnen Inhaltsstoffe in sinnvollen Mengen und nicht in überzogenen Dosierungen vorliegen.
Qualitätskriterien und Lagerung
Da Curcumin-Präparate zum Nahrungsergänzungsmittel-Bereich zählen und nicht reguliert sind wie Medikamente, ist das Qualitätsgefälle teils erheblich. Vertrauenswürdige Hersteller geben den Curcuminoidgehalt klar an und veröffentlichen Analysen von unabhängigen Laboren.
Darüber hinaus empfiehlt es sich, auf die Herkunft der Rohstoffe und den Standort der Produktionsstätte zu achten, da es hier besonders große Qualitätsunterschieded geben kann. Ebenfalls wichtig ist die Lagerung. Curcumin sollte trocken, lichtgeschützt und nicht zu warm gelagert werden, da Curcuminoide unter ungünstigen Bedingungen schnell an Wirksamkeit verlieren können.
Unser Fazit
Curcumin ist ein hochinteressanter Pflanzenstoff, der aus der Kurkuma-Wurzel gewonnen wird und seit Jahrhunderten in der traditionellen Medizin verwendet wird. In den letzten Jahrzehnten haben zahlreiche Forschungsteams die pharmakologischen Eigenschaften von Curcumin untersucht und Hinweise auf entzündungshemmende, antioxidative und andere potenziell gesundheitsfördernde Wirkungen gefunden. Trotzdem bleibt die klinische Datenlage uneinheitlich. Ein zentrales Hindernis ist die geringe Bioverfügbarkeit von Curcumin, die dazu führt, dass oft hohe Dosen notwendig sind, um eine physiologisch relevante Menge im Körper zu erreichen.
Zur Verbesserung der Aufnahme werden verschiedene Strategien verfolgt, von der Kombination mit Piperin über liposomale Formulierungen bis hin zu nanopartikulären Systemen. Diese Ansätze scheinen den Curcumin-Blutspiegel durchaus steigern zu können. Ob und in welchem Ausmaß sich daraus tatsächlich ein medizinischer Nutzen ergibt, ist jedoch weiterhin Gegenstand intensiver Forschung. Große klinische Studien fehlen zum Teil oder sind methodisch nicht so robust, dass sich eindeutige Schlussfolgerungen ziehen ließen.
Wer sich für die Einnahme von Curcumin als Nahrungsergänzungsmittel entscheidet, sollte auf Qualitätsmerkmale wie Standardisierung, Tests von unabhängigen Laboren und angemessene Dosierungsempfehlungen achten. Ein weiteres Augenmerk gilt den möglichen Nebenwirkungen, die vor allem bei hohen Dosen und in Kombination mit bestimmten Medikamenten oder Vorerkrankungen relevant werden können. Hier empfiehlt sich auf jeden Fall die Rücksprache mit einem Arzt.
Ausblick
Da die Entzündungsforschung ein stetig wachsendes Feld ist und Curcumin sich als potenziell entzündungshemmend herausgestellt hat, ist es denkbar, dass insbesondere in diesem Bereich schon bald größere, qualitativ hochwertigere klinische Studien angelegt werden, die sich mit den möglichen Wirkungen des sekundären Pflanzenstoffs befassen. Zudem dürften vermehrt Studien zu verfeinerten Curcumin-Formulierungen erscheinen, die potenziell geringere Nebenwirkungen aufweisen und eine bessere Resorption sowie zuverlässigere Forschungsergebnisse ermöglichen. Auch im Bereich der Krebstherapie und Prävention bleibt Curcumin ein Thema, wenngleich bisherige Resultate keinen eindeutigen Durchbruch belegen.
Quellen:
[1] Prasad, S., & Aggarwal, B. B. (2011). Turmeric, the Golden Spice: From Traditional Medicine to Modern Medicine. In Benzie, I. F. F. & Wachtel-Galor, S. (Eds.), Herbal Medicine: Biomolecular and Clinical Aspects (2nd ed.). CRC Press.
[2] Hewlings, S. J., & Kalman, D. S. (2017). Curcumin: A Review of Its’ Effects on Human Health. Foods, 6(10), 92.
[3] Gupta, S. C., Patchva, S., & Aggarwal, B. B. (2012). Therapeutic Roles of Curcumin: Lessons Learned from Clinical Trials. American Association of Pharmaceutical Scientists Journal, 15(1), 195–218.
[4] Krishnamurthy, K. S. (1993). The history, chemistry and medicinal value of turmeric. Indian Spices, 29(4), 7–9.
[5] Ak, T., & Gülçin, İ. (2008). Antioxidant and radical scavenging properties of curcumin. Chemico-Biological Interactions, 174(1), 27–37.
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[7] Teiten, M.-H., Gaascht, F., Dicato, M., & Diederich, M. (2010). Chemical Curcumin: Preventive and Therapeutic Properties in Laboratory Studies and Clinical Trials. Nutrition and Cancer, 62(7), 979–994.
[8] Nelson, K. M., Dahlin, J. L., Bisson, J., Graham, J., Pauli, G. F., & Walters, M. A. (2017). The Essential Medicinal Chemistry of Curcumin. Journal of Medicinal Chemistry, 60(5), 1620–1637.
[9] Jurenka, J. S. (2009). Anti-inflammatory properties of curcumin, a major constituent of Curcuma longa: a review of preclinical and clinical research. Alternative Medicine Review, 14(2), 141–153.
[10] Lao, C. D., et al. (2006). Dose escalation of a curcuminoid formulation. BMC Complementary and Alternative Medicine, 6, 10.
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[13] Shoba, G., Joy, D., Joseph, T., Majeed, M., Rajendran, R., & Srinivas, P. S. (1998). Influence of piperine on the pharmacokinetics of curcumin in animals and human volunteers. Planta Medica, 64(4), 353–356.
[14] Heger, M., van Golen, R. F., Broekgaarden, M., & Michel, M. C. (2014). The molecular basis for the pharmacokinetics and pharmacodynamics of curcumin and its metabolites in relation to cancer. Pharmacological Reviews, 66(1), 222–307.
[15] EFSA Panel on Food Additives and Nutrient Sources added to Food (ANS) (2010). Scientific Opinion on the re-evaluation of curcumin (E 100) as a food additive. EFSA Journal, 8(9), 1679.
[16] Mohammadi, A., Sahebkar, A., Iranshahi, M. (2018). Effects of curcuminoids on oxidative stress: A systematic review of randomized controlled trials. Journal of Functional Foods, 47, 46–56.