Mit Bioflavonoiden zu neuer Energie und einem starken Immunsystem

Bioflavonoide sind natürliche Pflanzenstoffe, die in vielen Obst- und Gemüsesorten sowie in Kräutern und anderen pflanzlichen Lebensmitteln vorkommen. Diese Verbindungen werden häufig auch als „Flavonoide“ bezeichnet und gehören zu den sekundären Pflanzenstoffen. In den letzten Jahren haben sie in Fachkreisen, aber auch im Alltag, große Aufmerksamkeit erlangt. Viele Menschen sind neugierig, was es mit diesen Stoffen auf sich hat, wie sie wirken und welche Vorteile ihnen zugeschrieben werden. In diesem Beitrag geht es um alle relevanten Aspekte rund um Bioflavonoide, basierend auf aktuellen Erkenntnissen und Studienergebnissen. Dabei werden wichtige Lebensmittelquellen, mögliche Wirkweisen und Anwendungstipps beleuchtet. Dieses Wissen hilft dabei, eine fundierte Entscheidung über die Integration flavonoidreicher Lebensmittel oder Nahrungsergänzungen in den Alltag zu treffen.

Dank ihrer vielfältigen Eigenschaften zählen natürliche Bioflavonoide zur Unterstützung der Gesundheit zu den interessantesten Substanzen der Ernährungsforschung. Während Pflanzen sie zur Abwehr von Schädlingen oder zum Schutz vor UV-Strahlung bilden, können sie im menschlichen Körper ebenfalls eine Reihe von positiven Effekten entfalten. So gibt es Hinweise darauf, dass sie antioxidative, entzündungshemmende und immunmodulierende Wirkungen besitzen können [1]. Forscher weltweit untersuchen, inwieweit diese pflanzlichen Stoffe zum Schutz des Organismus beitragen und wie ihr Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System oder andere Prozesse im Körper aussieht. Je nach Art der Flavonoide variieren ihre Effekte. Sie lassen sich unter anderem in Flavonole, Flavone, Isoflavone und Anthocyane einteilen. Diese Einteilung ist für den Laien zwar oft nebensächlich, erlaubt in der Forschung jedoch eine gezieltere Zuordnung der spezifischen Wirkmechanismen.

Was sind Bioflavonoide?

Bioflavonoide sind eine umfangreiche Klasse von Verbindungen, die maßgeblich zur Farbe, zum Geschmack und zum Geruch vieler Pflanzen beitragen. Alle Flavonoide haben eine bestimmte Grundstruktur: zwei aromatische Ringe, die durch eine Dreiglied-Brücke miteinander verbunden sind. Im Grunde genommen zählt diese Stoffklasse zu den Polyphenolen, und sie tragen bei Pflanzen unter anderem zum Schutz vor schädlichen äußeren Einflüssen bei. So spielen sie eine Rolle bei der Abwehr von Schadinsekten, Pilzen und Bakterien und wirken zugleich als Farbstoffe, die bestäubende Insekten anlocken.

Im menschlichen Körper entfalten Bioflavonoide und ihre Wirkung ihre Eigenschaften teils ähnlich, teils auf ganz andere Weise als in Pflanzen. Dank ihrer Polyphenol-Struktur können sie als Antioxidantien agieren und möglicherweise freie Radikale abfangen [2]. Freie Radikale entstehen durch normale Stoffwechselprozesse und äußere Faktoren, beispielsweise durch Rauch, UV-Strahlung oder Umweltgifte. Werden sie nicht rechtzeitig in Schach gehalten, können freie Radikale oxidativen Stress auslösen. Langfristig kann dies zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen beitragen, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, vorzeitige Hautalterung oder Entzündungsprozesse.

Aber warum sind Flavonoide dann so interessant? Einerseits, weil sie in einem breiten Spektrum an Lebensmitteln enthalten sind, andererseits, weil sie in zahlreichen Studien unter die Lupe genommen wurden. Aus wissenschaftlicher Sicht sind sie spannend, weil sie – neben ihren antioxidativen Eigenschaften – auch bestimmte Enzyme im Körper beeinflussen oder Entzündungsprozesse modulieren können [3]. Letztlich hängt die genaue Wirkweise aber stark von der Art des Flavonoids sowie von weiteren Faktoren ab, zum Beispiel individuellen Ernährungsgewohnheiten oder Begleitstoffen in der Nahrung.

Wirkung und Funktionen

Bioflavonoide gegen oxidativen Stress sind ein Hauptthema der Forschung. Ihre antioxidative Fähigkeit wird auf ihre chemische Struktur zurückgeführt. Indem sie reaktive Sauerstoffspezies oder Stickstoffverbindungen binden, können sie zur Stabilisierung der Zellen und zur Unterstützung der Zellintegrität beitragen [4]. Ein ausgewogenes Verhältnis von Antioxidantien und freien Radikalen ist entscheidend für die Gesunderhaltung, doch der moderne Lebensstil mit Stress, ungünstiger Ernährung und Umweltbelastungen kann diese Balance stören.

Darüber hinaus legen manche Studien nahe, dass Bioflavonoide an Entzündungsprozessen beteiligt sind. In der Wissenschaft diskutiert man, dass bestimmte Flavonoide Enzyme beeinflussen, die Entzündungen fördern, wie beispielsweise die Cyclooxygenase-2 (COX-2). Werden diese Enzyme gehemmt, könnte das die körpereigene Abwehr gegen chronische Entzündungsprozesse stärken [5]. Entzündungen liegen vielen Erkrankungen zugrunde, weshalb ein eventueller Beitrag von Flavonoiden zu ihrer Kontrolle von großem Interesse ist. Zugleich zeigt sich, dass die Effekte nicht nur positiv sein können, sondern auch immer vom Kontext abhängen. Vor allem die Bioverfügbarkeit der Flavonoide, also ihr tatsächlicher Anteil, der nach Verzehr im Körper ankommt und aktiv werden kann, spielt dabei eine wichtige Rolle.

Ein weiterer interessanter Aspekt ist die Interaktion von Bioflavonoiden mit dem Immunsystem. Verschiedene Pflanzenstoffe, darunter Polyphenole, können möglicherweise die Ausschüttung von Botenstoffen wie Interferonen oder Zytokinen beeinflussen. Dies kann das Immunsystem in gewisser Weise modulieren. Erste Untersuchungen zeigen, dass eine flavonoidreiche Ernährung mit einer verbesserten Immunfunktion einhergehen könnte [6]. Gleichwohl sollte man sich nicht allein auf diese Stoffe verlassen. Eine ausgewogene Lebensweise ist die Basis. Bioflavonoid-haltige Lebensmittel können dabei als unterstützende Komponente gelten, aber keine Wunder bewirken.

Synergie mit anderen Nährstoffen

Viele Menschen wissen, dass Vitamin C ein wichtiger Nährstoff ist. Spannend ist, dass Zitrus-Bioflavonoide wie Hesperidin oder Rutin in Kombination mit Vitamin C besonders interessant sein können, da beide Stoffklassen einander offenbar ergänzen. Flavonoide schützen das Vitamin C möglicherweise vor Oxidation, während Vitamin C wiederum die Struktur bestimmter Flavonoide stabilisieren kann. Es wird daher vielfach empfohlen, Obst- und Gemüsesorten zu verzehren, in denen diese Stoffe gemeinsam vorkommen. Orangen, Zitronen und Paprika enthalten beispielsweise reichlich Vitamin C sowie Flavonoide, was im Verbund zu einer effektiveren Nährstoffaufnahme führen könnte [7].

Der Synergie-Effekt ist nicht nur bei Vitamin C zu beobachten. Auch andere sekundäre Pflanzenstoffe, Mineralstoffe oder Vitamine können zusammen mit Bioflavonoiden interagieren und ihre Wirkung verstärken. Daher sind natürliche Lebensmittel in der Regel immer die beste Wahl, denn das komplexe Zusammenspiel zahlreicher Pflanzenstoffe lässt sich durch isolierte Präparate oft nur teilweise imitieren. Wer jedoch bestimmte Mangelerscheinungen hat oder aus anderen Gründen seinen Bedarf nicht über die normale Ernährung decken kann, greift auch zu Nahrungsergänzung. Hier kann ein hochwertiges Supplement sinnvoll sein, das auf Synergieeffekte ausgelegt ist.

Lebensmittel mit Bioflavonoiden

Eine der besten Möglichkeiten, Bioflavonoide zu sich zu nehmen, besteht darin, den Speiseplan mit reichlich frischem Obst, Gemüse und Kräutern zu gestalten. Viele Menschen unterschätzen jedoch den Flavonoidgehalt in alltäglichen Lebensmitteln. Während Zitrusfrüchte oft im Rampenlicht stehen, da sie besonders bekannte Vertreter wie Hesperidin und Naringenin enthalten, existieren noch zahlreiche weitere Quellen. Dunkle Beeren, vor allem Blaubeeren und Brombeeren, sind reich an Anthocyanen. Diese Stoffe verleihen ihnen ihre intensive, tiefblaue bis violette Färbung. Außerdem wird ihnen eine ausgeprägte antioxidative Kapazität nachgesagt [8].

  • Beeren wie Heidelbeeren, Johannisbeeren und Brombeeren
  • Zitrusfrüchte (Orangen, Zitronen, Grapefruits)
  • Trauben, insbesondere die Schalen von roten Trauben
  • Zwiebeln (rot und gelb)
  • Grüner und schwarzer Tee
  • Kakao und dunkle Schokolade
  • Rotwein in Maßen (enthält Resveratrol und andere Polyphenole)

Vor allem farbenprächtige Gemüse- und Obstsorten enthalten reichlich Flavonoide. Das Prinzip „Eat the Rainbow“ (also „Iss den Regenbogen“) bietet sich daher an, um die Ernährung breit gefächert zu gestalten. Je mehr verschiedene Farben auf dem Teller landen, desto höher ist die Chance, verschiedene Arten an Flavonoiden aufzunehmen. Natürlich gibt es individuelle Unterschiede bei den Konzentrationen. In einem Apfel beispielsweise findet man größere Mengen an Quercetin, während Zitronen und Orangen reich an Hesperidin sind. Beide Flavonoide haben zwar antioxidative Eigenschaften, unterscheiden sich aber in ihrer genauen Funktionsweise und Bioverfügbarkeit.

Tabelle ausgewählter Lebensmittel

LebensmittelTypische Flavonoide
OrangenHesperidin, Narirutin
BlaubeerenAnthocyane
Rote ZwiebelnQuercetin
Grüner TeeCatechine
Dunkle SchokoladeFlavanole

Natürlich enthält jede Pflanze eine ganze Reihe verschiedener Flavonoid-Typen in unterschiedlicher Konzentration. Daher ist es sinnvoll, den Speiseplan abwechslungsreich zu gestalten. So wird sichergestellt, dass man von der Vielfalt unterschiedlicher Flavonoid-Arten und deren möglichen positiven Effekten profitieren kann.

Bioflavonoide und das Immunsystem

Das Immunsystem ist ein komplexes Netzwerk aus Zellen, Botenstoffen und Organen, das für den Schutz vor Krankheitserregern verantwortlich ist. Vor diesem Hintergrund rückt die Frage in den Fokus, ob und wie Bioflavonoide hierzu beitragen können. Während klassische Vitamine und Mineralstoffe wie Vitamin D, Vitamin C oder Zink bereits lange für ihren Einfluss auf die Immunabwehr bekannt sind, wird zunehmend auch die Rolle sekundärer Pflanzenstoffe wie Flavonoiden untersucht. Erste Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass eine Aufnahme Bioflavonoid-haltiger Lebensmittel in ausreichender Menge möglicherweise dazu beitragen kann, Immunzellen effektiver arbeiten zu lassen oder entzündliche Prozesse zu modulieren [9].

Einige Studien legen nahe, dass insbesondere anthocyanreiche Früchte positive Effekte auf Immunmarker haben könnten. Bei Menschen, die regelmäßig Beeren konsumieren, wurden beispielsweise bestimmte Entzündungswerte reduziert und die antioxidative Kapazität im Blut verbessert [10]. Ob sich diese Effekte direkt in einer besseren Immunantwort niederschlagen, ist allerdings noch nicht abschließend geklärt. Darüber hinaus sind Flavonoide wie Quercetin in der Lage, die Funktion bestimmter Abwehrzellen zu beeinflussen, indem sie möglicherweise die Produktion von proinflammatorischen Zytokinen reduzieren [11]. All das spricht dafür, dass Bioflavonoide als Teil einer ausgewogenen Ernährung eine unterstützende Rolle spielen können, wobei auch hier die Menge und Qualität der aufgenommenen Lebensmittel entscheidend ist.

Bioflavonoide und das Herz-Kreislauf-System

Ein weiteres Feld, das oft mit Flavonoiden in Verbindung gebracht wird, ist das Herz-Kreislauf-System. Gerade in Bezug auf den Blutdruck, die Durchblutung und die Gefäßgesundheit gab und gibt es zahlreiche Untersuchungen, in denen Flavonoide eine Rolle spielen. So deuten einige Daten darauf hin, dass sie die Gefäßwände vor oxidativen Schäden schützen könnten, was wiederum bei der Vorbeugung von Arteriosklerose helfen könnte [12]. Auch die Endothelfunktion, also der Zustand der inneren Zellschicht der Blutgefäße, soll durch den regelmäßigen Verzehr flavonoidreicher Kost verbessert werden können. In Studien beobachten Wissenschaftler zudem, dass eine erhöhte Zufuhr an Flavonoiden tendenziell mit einem geringeren Risiko für koronare Herzerkrankungen assoziiert wird [13].

Wer seinem Herz-Kreislauf-System Gutes tun möchte, sollte allerdings nicht nur auf Bioflavonoide setzen. Faktoren wie regelmäßige Bewegung, Rauchstopp, Stressmanagement und eine insgesamt pflanzenbetonte Ernährung spielen eine zentrale Rolle. Dennoch können die in Obst und Gemüse enthaltenen Flavonoide, zusammen mit Ballaststoffen und weiteren sekundären Pflanzenstoffen, einen zusätzlichen Nutzen liefern. Gerade in Kombination mit anderen Antioxidantien wie Vitamin E und Vitamin C kann es zu synergistischen Effekten kommen, die das Herz-Kreislauf-System entlasten.

Rotwein und dunkle Schokolade

Wenn es um die Unterstützung des Herz-Kreislauf-Systems geht, werden gelegentlich Rotwein und dunkle Schokolade als flavonoidreiche Lebensmittel angeführt. Beide enthalten Polyphenole, darunter Resveratrol (im Rotwein) oder Kakaoflavanole (in Schokolade). Einige Studien zeigen positive Effekte auf den Blutdruck und die Elastizität der Blutgefäße [14]. Diese Beobachtungen sind jedoch mit Vorsicht zu interpretieren. Alkohol im Rotwein kann negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben, wenn er im Übermaß konsumiert wird. Schokolade dagegen enthält oft viel Zucker und Fett, was deren Vorteil schnell relativiert. In Maßen genossen, kann hier durchaus ein Nutzen bestehen, doch eine ausgewogene Ernährung darf dadurch nicht ersetzt werden.

Forschung und Studienlage

Die wissenschaftliche Neugier an Bioflavonoiden ist groß. Zahlreiche Studien haben in den letzten Jahrzehnten die biochemischen Eigenschaften von Flavonoiden untersucht. Gleichzeitig haben epidemiologische Untersuchungen den Verzehr flavonoidreicher Kost in Beziehung zu bestimmten Gesundheitsparametern gesetzt. So fanden Wissenschaftler in mehreren Beobachtungsstudien heraus, dass Bevölkerungsgruppen, deren Ernährung reich an Obst, Gemüse und insbesondere Beeren ist, tendenziell ein geringeres Risiko für Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen aufweisen [15]. Doch Korrelationen sind keine eindeutigen Beweise, da viele Faktoren (z. B. Lebensstil, Umwelt, Genetik) Einfluss nehmen.

Interventionsstudien, bei denen bestimmte Flavonoide isoliert verabreicht werden, zeigen teilweise interessante Resultate. Beispielsweise wurde Quercetin separat untersucht, mit Hinweisen auf eine mögliche Senkung des Blutdrucks und eine entzündungshemmende Wirkung bei bestimmten Probandengruppen [16]. Allerdings sind nicht alle Studien gleichermaßen aussagekräftig, da Dosierungen, Studiendesign oder die Anzahl der Teilnehmer stark variieren. Häufig werden Flavonoide nicht isoliert, sondern in Kombination mit anderen Stoffen untersucht, was die Zuordnung der Effekte erschwert. Trotz dieser Hürden besteht Einigkeit darüber, dass Bioflavonoide eine wichtige Komponente einer gesunden Ernährung sein können. Weitere randomisierte, placebokontrollierte Studien mit größeren Teilnehmerzahlen sind jedoch notwendig, um eindeutige Empfehlungen zur Menge oder zu konkreten Wirkmechanismen aussprechen zu können.

Ein neues Forschungsgebiet beschäftigt sich zudem intensiv mit der Metabolisierung der Flavonoide. Dabei wird untersucht, wie die Darmflora zum Abbau und zur Umwandlung dieser Stoffe beiträgt. Das sogenannte Mikrobiom spielt bei der Bioverfügbarkeit eine große Rolle, da manche Flavonoide erst durch mikrobielle Umwandlung in eine für den Menschen verwertbare Form überführt werden [17]. Hier liegt noch enormes Potenzial, das Zusammenspiel von Ernährung, Darmflora und Flavonoiden besser zu verstehen, um individuelle Empfehlungen zu geben. Klar scheint: Flavonoide können in Kombination mit einer gesunden Darmflora noch besser wirken.

Studien zu krebsprotektiven Eigenschaften

In der Krebstherapie wird ebenfalls geforscht, ob Bioflavonoide eine unterstützende Rolle spielen können. Laborexperimente lassen vermuten, dass bestimmte Flavonoide das Wachstum von Krebszellen hemmen oder ihre Apoptose – das gesteuerte Absterben krankhafter Zellen – fördern könnten [18]. Mitunter werden Entzündungsprozesse, die zur Tumorentstehung beitragen können, durch Flavonoide abgeschwächt. Dennoch bleiben diese Erkenntnisse vorerst auf Labor- und Tierstudien beschränkt. Klinische Studien mit Menschen sind rar und liefern teils widersprüchliche Ergebnisse. Es wäre fahrlässig, eine krebshemmende Wirkung direkt in den Alltag zu übertragen, ohne dass evidenzbasierte und groß angelegte Studien das belegen.

Generell sind Flavonoide keine Ersatztherapie für herkömmliche Behandlungsformen. Doch sie könnten langfristig Teil einer präventiven Strategie sein, indem sie die allgemeine Gesundheit und Widerstandskraft fördern. Es lohnt sich, die Forschung in diesem Bereich im Auge zu behalten, denn die Erkenntnisse zu Flavonoiden und ihrer biologischen Wirkung werden beständig erweitert.

Tipps für den Alltag

Wer von den Vorteilen der Flavonoid-reichen Ernährung profitieren möchte, kann schon mit wenigen Änderungen im Alltag eine Menge erreichen. Dazu zählt zunächst eine bewusste Lebensmittelauswahl. Statt Saft empfiehlt es sich beispielsweise, auf frisches Obst zu setzen, da in der ganzen Frucht auch Ballaststoffe und andere sekundäre Pflanzenstoffe enthalten sind. Dasselbe gilt für Gemüse: Eine schonende Zubereitung (Dämpfen statt Kochen) trägt dazu bei, empfindliche Nährstoffe und Flavonoide besser zu erhalten. Rohkost ist ebenfalls eine gute Wahl, solange sie gut vertragen wird. Zudem empfiehlt es sich, stark verarbeitete Produkte sowie zu viel Zucker und Weißmehl zu vermeiden, da diese Lebensmittel kaum hilfreiche Flavonoide enthalten.

Für diejenigen, die nicht täglich ausreichend Obst und Gemüse essen können oder möchten, steht eine Vielzahl an Nahrungsergänzungsmitteln zur Verfügung. Gerade Pulver aus Beeren oder grünen Pflanzen versprechen einen hohen Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen. Allerdings ist hier Vorsicht geboten: Die Qualität solcher Präparate schwankt stark. Nicht jedes Produkt hält, was es verspricht. Es lohnt sich, die Zusammensetzung genau zu prüfen oder auf renommierte Hersteller zu setzen, die ihre Ware testen lassen. Natürlich ersetzt ein Supplement keine gesunde Ernährung, kann aber eine Ergänzung sein, wenn spezifische Gründe (etwa bestimmte Diäten oder Lebensumstände) vorliegen.

Konkrete Empfehlungen

  • Beeren statt Süßigkeiten: Heidelbeeren, Himbeeren oder Erdbeeren als Dessert oder Snack liefern wertvolle Flavonoide.
  • Grüner Tee als Alltagsgetränk: Statt zur süßen Limonade zu greifen, kann eine Tasse grüner Tee den Körper mit Catechinen versorgen.
  • Zitrus-Bioflavonoide nutzen: Orangen, Grapefruits oder Zitronen frisch pressen und in Smoothies oder Salatdressings verarbeiten.
  • Frische Kräuter: Petersilie, Koriander oder Basilikum enthalten ebenfalls Flavonoide und bringen Aroma in viele Gerichte.
  • Maßvoller Genuss: Dunkle Schokolade mit hohem Kakaoanteil (über 70 %) liefert Flavanole, sollte aber in kleinen Mengen genossen werden.

Mögliche Nebenwirkungen und Vorsichtsmaßnahmen

Bei normalem Verzehr von Obst, Gemüse und Co. sind Bioflavonoide als natürlicher Bestandteil der Nahrung in der Regel unbedenklich. Schwierigkeiten können jedoch auftreten, wenn hochdosierte Nahrungsergänzungsmittel über einen längeren Zeitraum eingenommen werden. Da Flavonoide eine Vielzahl von Enzymen beeinflussen können, ist ein theoretisches Interaktionspotenzial mit Medikamenten gegeben. Vor allem bei Personen, die Blutverdünner oder andere Herz-Kreislauf-Medikamente einnehmen, sollte vorsichtshalber der Arzt konsultiert werden, bevor man zu hochdosierten Präparaten greift [19].

Wer auf bestimmte Fruchtsorten allergisch reagiert, sollte ebenfalls aufpassen. Zitrusfrüchte können bei empfindlichen Personen Reizungen oder allergische Reaktionen auslösen. Generell empfiehlt es sich, schrittweise vorzugehen und seine Reaktion auf Bioflavonoid-haltige Lebensmittel zu beobachten, falls Vorerkrankungen bestehen oder bereits Nahrungsmittelunverträglichkeiten bekannt sind. Solange eine abwechslungsreiche, ausgewogene Ernährung im Vordergrund steht, sind nennenswerte Nebenwirkungen selten. Viel wichtiger ist es, auf Qualität und Frische der Lebensmittel zu achten und einen insgesamt gesunden Lebensstil zu pflegen.

Fazit

Bioflavonoide sind spannende, pflanzliche Verbindungen mit möglichen positiven Effekten auf den menschlichen Organismus. Sie können als Antioxidantien wirken, entzündliche Prozesse modulieren, das Immunsystem unterstützen und möglicherweise sogar das Herz-Kreislauf-System günstig beeinflussen. Diese Eigenschaften stehen im Kontext einer umfangreichen Forschungsarbeit, die in den letzten Jahrzehnten immer mehr Belege für den Nutzen einer flavonoidreichen Ernährung liefert. Ob man sich dafür entscheidet, mehr Obst und Gemüse zu essen oder ob man ergänzend ein Flavonoid-Supplement nutzt, hängt von individuellen Bedürfnissen und Vorlieben ab. Die beste Basis für Gesundheit und Wohlbefinden bildet jedoch eine breite Auswahl an bunten und frischen Lebensmitteln.

Besonders Bioflavonoide in Obst und Gemüse sind einen genaueren Blick wert. Sie stecken nicht nur in Zitrusfrüchten und Beeren, sondern auch in Kräutern, Tees und sogar Kakao. Durch kluge Lebensmittelwahl lässt sich eine hohe Flavonoid-Zufuhr erreichen, die gleichzeitig von vielen weiteren Nährstoffen begleitet wird. Wer spezielle gesundheitliche Ziele verfolgt, sollte sich darüber informieren, welche Flavonoid-Typen besonders relevant sein können, um passende Lebensmittel zu priorisieren. Letztendlich sind Flavonoide nur ein Baustein in einem größeren Ganzen: Wer sich vielfältig ernährt, ausreichend trinkt und dabei noch aktiv bleibt, tut seinem Körper wohl am meisten Gutes.

Quellen

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  • [19] Cohen PA, Bistrian BD, Haas JG. Regulatory conundrum for dietary supplements. JAMA. 2016;316(14):1455-1456.
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Hallo, mein Name ist Dennis Philippus. Als Chefredakteur von Nahrung.de setze ich mich seit fast zwei Jahren intensiv mit den Themen Ernährung und Fitness auseinander und bringe meine gesammelten Erfahrungen sowie mein Fachwissen in meine redaktionelle Arbeit ein.

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