N-Acetyl-L-Cystein, häufig kurz als NAC bezeichnet, ist in den letzten Jahren in der Welt der Nahrungsergänzungsmittel zunehmend in den Fokus gerückt. Ob in Online-Foren, Fachzeitschriften oder Gesprächen mit Gesundheitsexperten: Immer öfter taucht die Frage auf, ob NAC eine sinnvolle Ergänzung für bestimmte Zielgruppen darstellt oder ob sein Einsatz nur ein kurzlebiger Trend ist. Zugleich begegnet man immer wieder unterschiedlichen Meinungen zum Nutzen und zu möglichen Risiken. Diese Vielfalt an Stimmen erschwert es vielen Interessierten, eine fundierte Entscheidung darüber zu treffen, ob NAC in ihr eigenes Konzept einer gesunden Lebensweise passt oder nicht. In dem folgenden Text möchten wir N-Acetyl-L-Cystein deshalb auf objektive und zugleich leicht verständliche Weise darstellen. 

Definition und Hintergrund

N-Acetyl-L-Cystein ist eine Aminosäureverbindung, die aus der nicht-essentiellen Aminosäure L-Cystein hervorgeht. Als nicht-essenziell wird eine Aminosäure bezeichnet, die der Körper normalerweise selbst in ausreichenden Mengen aus anderen Stoffwechselprodukten synthetisieren kann. N-Acetyl-L-Cystein unterscheidet sich durch eine chemische Modifikation (Acetylgruppe) von der ursprünglichen L-Cystein-Struktur und zeichnet sich durch verbesserte Stabilität sowie eine in einigen Fällen bessere Bioverfügbarkeit aus [1]. Diese Acetylierung kann für bestimmte Anwendungen vorteilhaft sein, etwa wenn es darum geht, den Wirkstoff in Medikamenten oder Nahrungsergänzungsmitteln zu stabilisieren.

Die biochemische Bedeutung von NAC liegt vor allem in seiner Fähigkeit, als Vorstufe für Glutathion zu dienen. Glutathion ist eines der wichtigsten körpereigenen Antioxidantien. Es spielt eine entscheidende Rolle beim Schutz von Zellen und Geweben vor sogenannten freien Radikalen, die unter anderem bei normalen Stoffwechselvorgängen, Entzündungsprozessen oder durch Umwelteinflüsse entstehen können. Ein Ungleichgewicht zwischen freien Radikalen und antioxidativen Schutzmechanismen wird oft als oxidativer Stress bezeichnet und kann mit verschiedenen gesundheitlichen Beeinträchtigungen in Verbindung stehen. NAC wird deshalb gelegentlich mit dem Hinweis beworben, es könne den Glutathionspiegel anheben und damit den antioxidativen Schutz verbessern.

Die Entdeckung von N-Acetyl-L-Cystein als potenziellem Arzneistoff reicht bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts zurück. Ursprünglich wurde NAC für medizinische Anwendungen entwickelt, insbesondere als Mucolyticum (Schleimlöser) bei Atemwegsbeschwerden [2]. Diese medizinische Verwendung ist auch heute noch üblich, da NAC in vielen Ländern als Arzneimittel bei chronischer Bronchitis oder Mukoviszidose eingesetzt wird. Insbesondere durch seine schleimlösende Eigenschaft kann es zur Linderung von Hustensymptomen beitragen.

Im Laufe der Zeit ergaben sich weitere Interessensgebiete für N-Acetyl-L-Cystein. So wird es beispielsweise in manchen Kliniken als Gegenmittel bei einer Überdosierung von Paracetamol eingesetzt, weil es dem Körper helfen kann, giftige Abbauprodukte dieses Schmerzmittels abzubauen [3]. Ebenfalls gibt es wissenschaftliche Untersuchungen, die NAC eine Rolle bei bestimmten psychiatrischen oder neurologischen Fragestellungen zuschreiben. Dabei wird untersucht, ob es auf den Glutamat-Haushalt Einfluss nimmt oder neuroprotektive Effekte zeigen könnte. Diese Forschungsfelder sind Gegenstand zahlreicher Studien, wobei die Ergebnisse teils vielversprechend, teils aber auch noch nicht eindeutig sind.

In der Welt der Nahrungsergänzungsmittel wird NAC inzwischen unter diversen Markennamen angeboten und oftmals damit beworben, die allgemeine Gesundheit zu unterstützen. Hierzu zählen unter anderem Hinweise, dass NAC bei regelmäßiger Einnahme das Immunsystem stärken könne oder den Körper bei der Entgiftung unterstützen würde. Diese Behauptungen variieren stark und sind nicht immer durch solide klinische Daten gedeckt. Dennoch findet NAC zunehmend Anhänger, die es prophylaktisch oder zur Unterstützung bestimmter Körperfunktionen einnehmen. Dabei sollten Verbraucherinnen und Verbraucher stets im Blick behalten, dass wissenschaftliche Belege für bestimmte Wirkweisen oft noch in der Erforschung stecken und dass Nahrungsergänzungsmittel nicht den Anspruch erheben, Krankheiten zu behandeln oder zu heilen.

Wirkungsmechanismen von NAC

Rolle von NAC im Körper

Ein wesentlicher Wirkmechanismus von NAC besteht darin, dem Körper die für die Bildung von Glutathion benötigte Aminosäure L-Cystein zur Verfügung zu stellen. Glutathion ist ein Dreipeptid, das aus den Aminosäuren Glutaminsäure, Glycin und Cystein zusammengesetzt ist. Dabei gilt vor allem die Verfügbarkeit von Cystein als limitierender Faktor für die Synthese von Glutathion [4]. Indem NAC dem Organismus mehr Cystein bereitstellt, kann es unter bestimmten Bedingungen dazu führen, dass die Glutathionspiegel steigen. Dies ist beispielsweise dann relevant, wenn der Körper erhöhten oxidativen Stress erfährt, etwa durch Umwelteinflüsse, erhöhte Entzündungsprozesse oder einen Mangel an Antioxidantien.

Relevanz für Immunsystem und allgemeine Gesundheit

Aufgrund der Rolle von Glutathion als Antioxidans wird NAC verschiedentlich eine unterstützende Wirkung für das Immunsystem zugeschrieben. Theoretisch könnte die Erhöhung der Glutathionkonzentration die Abwehrkräfte des Körpers stärken. Dies wird in einigen Studien untersucht, allerdings sind die Ergebnisse nicht immer eindeutig [5]. Zu berücksichtigen ist, dass das Immunsystem von einer Vielzahl an Faktoren beeinflusst wird, darunter Ernährung, Schlaf, Stresslevel und genetische Veranlagungen. NAC kann hierbei vielleicht einen Baustein darstellen, wobei weitere Lebensstilfaktoren nicht vernachlässigt werden dürfen.

Weitere Einsatzgebiete

Im medizinischen Bereich kommt NAC unter anderem als Mucolyticum zum Einsatz, weil es durch Disulfidbrücken-Spaltung Schleimstrukturen in den Atemwegen verflüssigen kann. Diese Eigenschaft ist seit Jahrzehnten bekannt und findet in verschreibungspflichtigen Medikamenten Anwendung. Darüber hinaus wird NAC bei der Paracetamol-Überdosierung eingesetzt, weil es dem Körper hilft, toxische Stoffwechselprodukte von Paracetamol zu neutralisieren [3]. Forschungen deuten darauf hin, dass NAC auch bei bestimmten Lebererkrankungen unterstützend wirken könnte, indem es oxidative Schäden reduziert [6]. Ebenso gibt es Untersuchungen, die vermuten lassen, dass NAC bei psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Schizophrenie oder Suchtverhalten hilfreich sein könnte [7]. In diesen Feldern ist die Datenlage jedoch noch uneinheitlich, sodass keine generellen Aussagen über seine Effektivität getroffen werden können.

Im Kontext von Nahrungsergänzungsmitteln wird NAC oftmals mit dem Hinweis angepriesen, es könne die Leberfunktion unterstützen oder das Entgiftungssystem ankurbeln. Wissenschaftlich gesehen ist die Leber in der Lage, viele Prozesse der Entgiftung eigenständig zu bewältigen. Zwar deuten einige Studien darauf hin, dass NAC in bestimmten Situationen dazu beitragen könnte, die Leber bei ihrer Arbeit zu unterstützen, aber dieser Effekt dürfte bei gesunden Menschen mit normaler Leberfunktion eine deutlich geringere Bedeutung haben als oft angenommen wird.

Ein weiteres Anwendungsgebiet, das teilweise diskutiert wird, betrifft sportliche Aktivitäten. Manche Athletinnen und Athleten erhoffen sich durch NAC eine schnellere Regeneration. Dabei wird argumentiert, dass es durch die erhöhte Glutathionbildung zu einer verbesserten Regulation von oxidativem Stress kommen könne. In Studien zeigte sich teils ein minimaler positiver Einfluss auf bestimmte Biomarker von oxidativem Stress, doch sind die Ergebnisse nicht eindeutig genug, um eine allgemein gültige Empfehlung auszusprechen [8].

Bewertung der aktuellen Studienlage

Die Forschungslage zu NAC ist insgesamt vielfältig, aber teils auch widersprüchlich. Während die Effekte im Bereich der Schleimlösung und der Paracetamol-Intoxikation gut belegt sind, ist die Studienlage bei vielen anderen Aspekten nicht so eindeutig. Oft berufen sich Studien auf Tiermodelle oder in vitro Untersuchungen, die nicht ohne Weiteres auf den Menschen übertragbar sind. Zwar existieren auch klinische Studien, jedoch sind diese häufig relativ klein, und die Ergebnisse lassen sich nicht immer ohne Einschränkungen verallgemeinern.

Für Verbraucherinnen und Verbraucher gilt daher, dass NAC kein Wundermittel ist, sondern ein interessanter Stoff, der in bestimmten Situationen eine nützliche Ergänzung sein kann. Jede weitergehende Anwendung sollte auf fundierten Erkenntnissen beruhen und medizinisch begleitet werden, insbesondere bei Personen mit Vorerkrankungen. Noch ist unklar, ob NAC in Zukunft eine größere Rolle in Bereichen spielen könnte, die über die Schleimlösung und die Paracetamol-Intoxikation hinausgehen. Aktuell lässt sich zusammenfassen, dass NAC potenziell vorteilhafte Eigenschaften aufweist, diese aber stets im Kontext weiterer Faktoren wie Ernährung, Bewegung, Stressmanagement und etwaiger medizinischer Bedürfnisse betrachtet werden sollten.

Nebenwirkungen und Risiken

Der Ruf von NAC als vergleichsweise gut verträgliches Nahrungsergänzungsmittel hat sich in vielen Kreisen etabliert. Dennoch gibt es einige Punkte zu beachten, damit eine mögliche Einnahme nicht zu unangenehmen oder gar gefährlichen Reaktionen führt. Häufig genannte Nebenwirkungen sind Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall. Auch wenn diese Symptome eher selten auftreten, ist es wichtig, ihre Möglichkeit im Blick zu behalten. Bei empfindlichen Personen können zudem Kopfschmerzen oder ein allgemeines Unwohlsein auftreten.

Wie bei vielen anderen Substanzen gilt auch bei NAC: Die Dosis macht das Gift. Ein exzessiver Konsum, der weit über übliche Verzehrmengen hinausgeht, kann zu vermehrten Nebenwirkungen führen. In einzelnen Fallberichten wird von allergischen Reaktionen berichtet, die jedoch selten und meist auf eine Überempfindlichkeit zurückzuführen sind [9]. Wer NAC zum ersten Mal einnimmt, sollte mit einer geringeren Menge beginnen und aufmerksam beobachten, ob es zu Beschwerden kommt. Bestehen bereits Vorerkrankungen, insbesondere im Bereich des Magen-Darm-Trakts oder der Atemwege, sollte vor der Einnahme mit einer Ärztin oder einem Arzt Rücksprache gehalten werden.

Wechselwirkungen mit Medikamenten

Da NAC in den Stoffwechsel eingreift und unter anderem die Glutathionbildung beeinflusst, kann es theoretisch zu Wechselwirkungen mit bestimmten Medikamenten kommen. Bei Arzneimitteln, die selbst eine antioxidative Komponente haben oder auf oxidativen Mechanismen beruhen, können die Wirkungen verstärkt oder abgeschwächt werden. Insbesondere Personen, die blutdrucksenkende Medikamente, Antikoagulantien (Blutverdünner) oder bestimmte Chemotherapeutika einnehmen, sollten vor der Einnahme von NAC ärztlichen Rat suchen. Gleiches gilt für Menschen, die dauerhaft Cortison oder andere entzündungshemmende Mittel einnehmen, da auch hier mögliche Wechselwirkungen nicht vollständig auszuschließen sind [10].

Sicherheit bei Langzeitanwendung

Die Datenlage zur Langzeiteinnahme von NAC als Nahrungsergänzungsmittel ist begrenzt. Zwar gibt es Studien, in denen NAC über mehrere Wochen oder Monate verabreicht wurde, allerdings konzentrieren sich diese häufig auf spezielle Patientengruppen oder medizinische Indikationen. Aussagen zur dauerhaften Einnahme bei gesunden Menschen über Jahre hinweg sind daher nur schwer möglich. Generell wird NAC als sicher eingestuft, solange es in üblichen Dosierungen eingenommen wird. Allerdings ist auch hier Vorsicht geboten, da eventuelle Langzeitfolgen nicht in allen Facetten wissenschaftlich geklärt sind [5].

Wer NAC über einen längeren Zeitraum einnehmen möchte, sollte regelmäßig den Gesundheitszustand überprüfen lassen. Dazu gehören ggf. Blutuntersuchungen und eine Rücksprache mit Fachpersonal, um sicherzustellen, dass keine unbemerkten Nährstoff- oder Stoffwechsel-Ungleichgewichte auftreten. Insbesondere im Zusammenhang mit anderen Nahrungsergänzungsmitteln oder Medikamenten kann es Sinn ergeben, den Einnahmeplan professionell abzustimmen.

Dosierung und Einnahmeempfehlungen

Übliche Dosierungen in Nahrungsergänzungsmitteln

Die in Nahrungsergänzungsmitteln üblichen Dosierungen von NAC variieren je nach Anbieter und Produkt. Gängige Präparate enthalten häufig Dosisbereiche zwischen 200 mg und 600 mg pro Kapsel oder Tablette. Manche Produkte gehen auch deutlich darüber hinaus, mit Anteilen von bis zu 1000 mg oder sogar 1200 mg pro Einheit. In der Regel werden Tagesdosierungen im Bereich von 600 mg bis 1200 mg kommuniziert, wobei diese Angaben auf einer Mischung aus Erfahrungswerten und Studien basieren, in denen NAC für verschiedene Zwecke eingesetzt wurde [2]. Eine pauschale Empfehlung lässt sich jedoch nicht ableiten, da individuelle Faktoren wie Körpergewicht, Lebensstil und gesundheitliche Ziele eine Rolle spielen können.

Wer NAC neu in seinen Alltag integrieren möchte, sollte zunächst mit einer geringeren Dosis beginnen. Dadurch lässt sich beobachten, wie gut das eigene System auf die zusätzliche Zufuhr reagiert. Stehen keinerlei medizinische Gründe oder Symptomatiken im Raum, könnte eine Anfangsdosis von 200 mg bis 400 mg pro Tag sinnvoll sein. In medizinischen Kontexten, beispielsweise bei chronischen Atemwegsbeschwerden, werden teils wesentlich höhere Dosen verordnet. Diese Anwendungen sollten jedoch in ärztlicher Begleitung erfolgen.

Empfehlung für unterschiedliche Zielgruppen

  • Gesunde Erwachsene: Für gesunde Menschen ohne spezifische Beschwerden, die NAC zur allgemeinen Unterstützung einnehmen möchten, dürften moderate Dosierungen zwischen 200 mg und 600 mg pro Tag in vielen Fällen ausreichend sein. Höhere Mengen könnten unter Umständen nicht zu einem größeren Nutzen führen.
  • Sportlerinnen und Sportler: Wer NAC zur Unterstützung der Regeneration beim Training einsetzen will, sollte sich ggf. an Studien orientieren, die solche Szenarien untersucht haben. Hier liegen Empfehlungen häufig im Bereich von 600 mg bis 1200 mg täglich, wobei es immer wieder Debatten über den tatsächlichen Nutzen gibt [8].
  • Risikogruppen: Personen mit Leber- oder Nierenerkrankungen sollten vor einer Einnahme ärztlichen Rat einholen, da hier je nach Krankheitsbild eine angepasste Dosierung notwendig sein kann.
  • Schwangere und Stillende: Die Datenlage zur Sicherheit von NAC bei Schwangeren und Stillenden ist eingeschränkt. Daher empfiehlt es sich, in diesen Phasen eine sehr sorgfältige Abwägung in Absprache mit medizinischem Fachpersonal vorzunehmen.

Rechtliche Einordnung

In vielen Ländern, darunter Deutschland, wird NAC sowohl als Arzneistoff (z. B. in schleimlösenden Medikamenten) als auch als Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Für Nahrungsergänzungsmittel gelten andere Vorschriften als für Arzneimittel. Die Produkte unterliegen zwar dem Lebensmittelrecht, durchlaufen aber nicht denselben Zulassungsprozess wie Medikamente. Daher sollten Verbraucherinnen und Verbraucher besonders auf Seriosität der Hersteller und die Qualität der Produkte achten. Es gibt in manchen Ländern Diskussionen darüber, ob NAC weiterhin frei als Nahrungsergänzungsmittel verkauft werden darf oder ob es eine strengere Regulierung braucht, da NAC ursprünglich als Arzneistoff entwickelt wurde und teilweise noch immer so verwendet wird [11]. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte bei der Auswahl eines Präparats auf geprüfte Qualität und vertrauenswürdige Hersteller setzen.

Qualitätskriterien und Kaufempfehlungen

Die Qualität von NAC-Präparaten kann teils stark variieren. Da es sich bei Nahrungsergänzungsmitteln um ein breites Marktsegment handelt, existieren zahlreiche Hersteller, und nicht alle bieten gleichwertige Produkte an. Wer ein NAC-Produkt kaufen möchte, sollte daher auf bestimmte Qualitätskriterien achten, um sicherzugehen, dass er oder sie ein verlässliches und wirksames Mittel erhält.

Zu den wichtigsten Kriterien zählt eine seriöse Herstellung. Achten Sie darauf, dass der Hersteller in einem Land ansässig ist, in dem strenge Produktionsrichtlinien gelten. In der Europäischen Union, den USA oder bestimmten asiatischen Ländern (z. B. Japan) werden Nahrungsergänzungsmittel häufig nach definierten Standards produziert. Ein Hinweis auf GMP-zertifizierte (Good Manufacturing Practice) Fabriken kann ein Qualitätsmerkmal sein.

Zudem sollte auf Reinheit und Zusammensetzung geachtet werden. Viele Hersteller deklarieren den Anteil von NAC pro Kapsel oder Tablette und listen weitere Bestandteile (z. B. Füllstoffe, Fließmittel) auf. Hier gilt es, Produkte zu bevorzugen, die möglichst wenige unnötige Zusätze enthalten und wo der NAC-Gehalt klar angegeben ist. Idealerweise lassen sich Chargen- oder Laboranalysen einsehen, die Aufschluss über Schwermetallbelastungen oder mikrobiologische Reinheit geben.

Ein weiteres Qualitätsmerkmal kann die Bioverfügbarkeit sein. Zwar ist NAC allgemein gut resorbierbar, doch können unterschiedliche Darreichungsformen gewisse Unterschiede bei der Aufnahme im Darm aufweisen. Manche Produkte setzen zum Beispiel auf retardierte Formen, die den Wirkstoff langsamer abgeben. Ob diese Varianten tatsächlich Vorteile bringen, hängt jedoch von den persönlichen Zielen und dem individuellen Stoffwechsel ab.

Nicht zuletzt spielt das Vertrauen in den Anbieter eine Rolle. Große, etablierte Marken haben oft einen Ruf zu verlieren, während No-Name-Produkte manchmal weniger strenge Kontrollen durchlaufen. Ein realistisches Preis-Leistungs-Verhältnis kann ein guter Indikator sein. Sehr billige Produkte, die mit unrealistisch hohen Mengen an Wirkstoff werben, sollten unter Umständen kritisch hinterfragt werden.

Wer auf diese Punkte achtet, kann das Risiko von Verunreinigungen oder Unterdosierungen minimieren und eher sicher sein, ein Produkt zu erhalten, das der ausgeschriebenen Qualitätsstufe entspricht. 

Kombi-Produkte

In der Welt der Nahrungsergänzungsmittel sind Kombiprodukte keine Seltenheit. Auch NAC findet sich häufig in Präparaten, die mehrere Wirkstoffe miteinander verbinden, wie zum Beispiel Vitamine, Mineralstoffe oder andere Aminosäuren. Die Idee dahinter ist oft, Synergieeffekte zu erzielen. So gibt es Hersteller, die NAC mit Alpha-Liponsäure, Vitamin C oder S-Adenosylmethionin kombinieren, weil diese Stoffe ebenfalls in antioxidative oder entgiftende Prozesse involviert sind. Ob solche Kombiprodukte tatsächlich eine höhere Wirksamkeit aufweisen, ist jedoch nicht immer belegt. Häufig basieren solche Formulierungen auf theoretischen Überlegungen oder in vitro-Daten, die sich nicht ohne Weiteres in den menschlichen Alltag übertragen lassen.

Dasselbe gilt für die weitverbreitete Praxis, gleich mehrere Nahrungsergänzungsmittel gleichzeitig einzunehmen. Einerseits kann es sinnvoll sein, bestimmte Mikronährstoffe zu ergänzen, wenn nachgewiesene Mängel bestehen. Andererseits besteht das Risiko, dass zu hohe Dosen einzelner Substanzen oder ungünstige Wechselwirkungen auftreten. So kann etwa ein Übermaß an Antioxidantien unter bestimmten Bedingungen paradoxerweise den Körper belasten, indem es die natürliche Redox-Balance stört [12]. Wer also NAC in Kombination mit anderen Supplements einnimmt, sollte darauf achten, die Gesamtdosis aller antioxidativen Substanzen nicht zu übertreiben und mögliche Wechselwirkungen im Blick zu haben.

Unser Fazit

N-Acetyl-L-Cystein, kurz NAC, hat sich als Nahrungsergänzungsmittel in den letzten Jahren zu einem beachteten Thema entwickelt. Ursprung und Hauptanwendungsgebiete finden sich im medizinischen Bereich, wo NAC seit Jahrzehnten als Schleimlöser bei Atemwegserkrankungen und als Antidot bei Paracetamol-Überdosierungen eingesetzt wird. Diese Anwendungen sind wissenschaftlich gut untersucht und unterstreichen den Nutzen dieser Substanz in klar umrissenen Indikationen.

Im Bereich der Nahrungsergänzung hingegen ist das Bild komplexer. Zwar legen einige Untersuchungen nahe, dass NAC den Glutathionspiegel erhöht und somit antioxidative Mechanismen unterstützen könnte, doch sind die Ergebnisse vieler Studien noch nicht eindeutig genug, um pauschale Aussagen über weitreichende gesundheitliche Vorteile zu treffen. Die teils hochgesteckten Versprechen zur Unterstützung des Immunsystems, der Entgiftung oder gar zur Behandlung spezifischer Erkrankungen lassen sich durch die bisherige Datenlage nicht zweifelsfrei bestätigen. Eine differenzierte Betrachtung ist daher unabdingbar.

Nebenwirkungen sind bei NAC in üblicher Dosierung eher selten, können aber bei empfindlichen Personen oder bei höheren Mengen auftreten. Wechselwirkungen mit Medikamenten sind möglich, und auch eine Langzeitanwendung sollte gut überlegt sein. Wer NAC als Teil eines kombinierten Supplement-Plans einnehmen möchte, sollte darauf achten, nicht unreflektiert mehrere antioxidative Substanzen zu kombinieren, da dies potenziell zu ungünstigen Effekten führen kann.

Für Menschen, die einen gezielten Nutzen suchen, etwa bei erhöhtem oxidativem Stress oder spezifischen gesundheitlichen Fragestellungen, kann NAC unter Umständen eine sinnvolle Option sein. Eine Beratung durch medizinisches Fachpersonal ist vor allem bei Vorerkrankungen ratsam. Der wichtigste Faktor für die Wahl eines NAC-Produkts bleibt eine seriöse Herstellung und ein vertrauenswürdiger Anbieter, um Qualität und Reinheit zu gewährleisten.

Insgesamt kann NAC als interessanter und gut erforschter Stoff beschrieben werden, dessen Potenzial sich jedoch nicht auf alle beworbenen Gebiete übertragen lässt. Weiterführende Forschung wird zeigen, in welchen Bereichen NAC tatsächlich eine breitere Anwendung findet. Wer NAC ausprobieren möchte, sollte es mit realistischen Erwartungen tun und sich stets vor Augen halten, dass Nahrungsergänzungsmittel nur eine Säule eines ganzheitlichen Gesundheitskonzeptes sein können. Wichtiger sind eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung und ein verantwortungsvoller Umgang mit dem eigenen Körper.

Quellen:

[1] Samuni, Y., Goldstein, S., Dean, O. M., & Berk, M. (2013). The chemistry and biological activities of N-acetylcysteine. Biochimica et Biophysica Acta (BBA) – General Subjects, 1830(5), 4117–4129.
[2] Dekhuijzen, P. N. (2004). Antioxidant properties of N-acetylcysteine: their relevance in relation to chronic obstructive pulmonary disease. European Respiratory Journal, 23(4), 629–636.
[3] Prescott, L. F. (1983). N-acetylcysteine for acetaminophen poisoning. New England Journal of Medicine, 309(3), 156–159.
[4] De Flora, S., Bennicelli, C., & Camoirano, A. (1991). Mechanisms of inhibition of mutagenesis and carcinogenesis by N-acetylcysteine. Research in Chemical Toxicology, 4(6), 649–655.
[5] Gao, J., Xu, W., & Lu, L. (2020). N-Acetylcysteine for prevention and treatment of COVID-19: A systematic review of the evidence. European Journal of Pharmacology, 887, 173550.
[6] Kelly, G. S. (1998). Clinical applications of N-acetylcysteine. Alternative Medicine Review, 3(2), 114–127.
[7] Minarini, A., Ferrari, L., Galletti, M., et al. (2017). N-Acetylcysteine in the treatment of psychiatric disorders: current status and future perspectives. Pharmacological Research, 117, 54–65.
[8] McGinley, C., Shafat, A., & Donnelly, A. E. (2009). Does antioxidant vitamin supplementation protect against muscle damage? Sports Medicine, 39(12), 1011–1032.
[9] Kelly, G. S. (1998). Clinical applications of N-acetylcysteine (NAC). Alternative Medicine Review, 3(2), 114–127.
[10] Snider, G. L. (1992). Chronic obstructive pulmonary disease: risk factors, pathophysiology and pathogenesis. Annual Review of Medicine, 43, 93–107.
[11] U.S. Food & Drug Administration (FDA). (2020). Warning Letter to Amazon re: NAC in Supplements. Abgerufen aus einer FDA-Veröffentlichung (Hinweis: Dokument liegt vor, datiert 2020).
[12] Poljsak, B., & Milisav, I. (2012). Excessive antioxidants and their pro-oxidant activity in vivo. Oxidative Medicine and Cellular Longevity, 2012, 1–8.

Yannik
Yannik

Hey, mein Name ist Yannik. Ich bin der Co-Chefredakteur von nahrung.de und befasse mich bereits seit geraumer Zeit mit den Themen Ernährung sowie Nahrungsergänzung. Eine objektive und aufklärende Berichterstattung ist mir besonders wichtig!

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